Herman Melville schrieb "Bartleby, der Schreiber" 1853 und
Mit seiner Erzählung "Bartleby, der Schreiber" schuf Herman Melville eine absolut rätselhafte Figur. Aber genau das macht das Buch zu Weltliteratur von zeitloser Schön- und Kühnheit. Seine Themen passen in unsere und wahrscheinlich jede künftige Gegenwart.
Herman Melville hat uns zwei Werke der Weltliteratur hinterlassen, die kaum unterschiedlicher sein könnten. Das eine, "Moby Dick", ist ein Wälzer von - je nach Druck - gut 800 bis etwas mehr als 1000 Seiten. Darin wird das Riesenrad literarischer Möglichkeiten gedreht. Es geht um das Große und Ganze, die Menschheit und ihre - bis heute anhaltenden - Kämpfe mit dem Unbeherrsch- und dem Unbesiegbaren. Samt dem bis ins Fanatische oder Wahnsinnige gesteigerten Verlangen, alles in den Griff zu bekommen, am Ende aber zu scheitern und unterzugehen.
Das andere, "Bartleby, der Schreiber", ist nicht mal eine Novelle, sondern eine Erzählung von lediglich mehreren Dutzend Seiten. Sie dreht sich um das Kleine im Großen, den Menschen als Individuum, der die innere Immigration als (scheinbar) einzige mögliche Lebensform erwählt, alles, was an ihn herangetragen wird, ablehnt, zuletzt sogar die eigene Existenz. Beide Meisterwerke haben also auch eine starke Gemeinsamkeit: Sie durchleuchten und erkunden Sinn und Unsinn sowie seelische Tiefen und Untiefen des menschlichen Schaffens. Sie werfen zentrale Fragen des Daseins auf, ohne umfassende Antworten zu geben. Sie sind wie das Leben sel
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